ABS contra

Die Alternative Bank Schweiz (ABS) hat eine Stellungnahme veröffentlicht.

Wir  machen wir’s wie MoMo mit dem Bundesrat, und gehen die Punkte der Reihe nach durch.

ABS: Eine [Vollgeld-Reform] allein löst die Kernprobleme im Finanzsektor nicht.
vollgeldspiegel (vgs): Ja genau!
Aber: siehe Einfachheit.

ABS: Für ein stabileres Finanzsystem braucht es ein grundsätzliches Umdenken bei den Banken.
vgs: Banken sind juristische Personen und der Gewinn-Maximierung verpflichtet. Dieser Grundsatz ist und bleibt nicht umzudenken. Nicht zu unseren Lebzeiten. Wie will die ABS die Geldschöpfung da sauber heraus-trennen?

ABS: Mit der Verpflichtung zu vollständiger Transparenz…
vgs: Firmen leben von Geheimnissen. Spaziert einer mit Portfolio-Auszug der Privatbank XY in die ABS, und gibt der Kundenberater netterweise zu jedem Produkt aus der ABS-Nachhaltigkeits-Datenbank Zitate (nach 700 Kriterien analysiert), darf man mitschreiben, aber den Bildschirm nicht selber sehen. (Datenbank…aha…das Wort sagt schon alles!)

Geschäft ist Geschäft.

Transparenz ist nur ein Wort. Es wird subjektiv definiert – im Gegensatz zum Geld in einem Vollgeld-System, welches objektiv ist (nur eine Geldmenge, nicht wie heute). Transparenz ist, wenn Frau ein weisses Oberteil trägt, und es regnet.
P.S.: Transparente Geldanlagen sind eine super-Idee. Der Kunde soll genau aufgeklärt sein über das Risko, die Ethik undundund ABER: Geldanlagen sind nicht gleich Geld! Die ABS verteidigt Tempo 30 innerorts, indem sie über die deutsche Autobahn lästert. Die Vollgeld-Reformer sagen: „Bauen wir erstmal eine anständige Strasse.“

ABS: …einer Bewilligungspflicht für Finanzderivate…
vgs: Ihr wisst aber schon, warum es die vielen Derivate überhaupt gibt, oder? Weil die Banken ihr eigenes Geld schöpfen.*

ABS: …dem Festlegen einer maximalen Verschuldungsgrenze…
vgs: So wie jene, die in den USA neulich erst angehoben wurde?

ABS: und der Anregung zu umfassenderen sozial-ökologischen Bankregelungen kann der Staat die Entwicklung des Finanzsektors hin zu einem wertorientierten System unterstützen.
vgs: Man könnte genausogut schreiben „seien wir doch einfach nett zueinander.“ Zitat ABS (siehe oben) „…
löst die Kernprobleme im Finanzsektor nicht“ trifft hier erst recht zu!

Zitat aus einem Brief eines Nachbarn (auch skeptisch über Vollgeld) „Auch diese Ziele müssten von Menschen umgesetzt werden, welche es bisher immer schufen, gute Ansätze und Institutionen für ihre eigenen Interessen zu nutzen oder gar zu missbrauchen!“
vgs: Vollgeld ist Trumpf, weil es jeder verstehen kann. Werden solche „sozial-ökologischen Bankenregelungen“ am TV diskutiert, und dann fleissig Plakate gedruckt, merkt der Bürger erst Jahre später, dass er doch wieder ver@*çht wurde.

ABS: [Vollgeld-Reformer sind besorgt, weil Banken] mehr Kredite vergeben, als sie Geld in Reserve halten.
vgs: Nein. Siehe Warum ist das ein Problem?

(Was die ABS sagt, träfe auf Befürworter von 100%-money zu. Vollgeld-Reformer sind besorgt, das Banken überhaupt Geld schöpfen.)

ABS: [Banken schöpfen] Geld quasi aus dem Nichts.
vgs: (Nicht ganz klar, warum es die ABS an der Stelle erwähnt.) Nicht vergessen: auch Vollgeld wird aus dem Nichts geschöpft!

Die ABS bezweifelt, dass eine Monetative in der Lage wäre, die zur Geldsteuerung notwendigen Informationen ebenso effizient zu besorgen und zu bearbeiten, wie dies in einem gut funktionierenden und sinnvoll eingesetzten Finanz- und Kapitalmarkt der Fall ist. Sollte Geldschöpfung über den Staatshaushalt erfolgen, entstünde möglicherweise eine zeitliche Verzögerung bei der Bereitstellung von Krediten. Die verlängerte Reaktionszeit der Geldpolitik könnte unter Umständen die Konjunkturzyklen noch verstärken.
vgs: Das sind viele Vermutungen. Möglicherweise wäre die ABS mit 100%-money einverstanden, da dort immer noch die Banken entscheiden. Sicher ist, die jetzige Geldschöpfung ist sehr stark pro-zyklisch.
Gegenfrage: Bevor eine Bank einen Kredit vergibt (und damit Geld schöpft), analysiert sie dabei die Gesamtwirtschaft, oder trifft sie eine Entscheidung gemäss eigener Interessen und Richtlinien?

Jemandem, der ca. 2005 mit einer halben Million zur ABS gehen wollte, wurde davon abgeraten. Die ABS wolle „nicht zu schnell wachsen“! Gab es einen Richtungswechsel, man müsse jetzt bei jeder Gelegenheit immer sofort maximal wachsen?

ABS: Geld- und Haushaltspolitik vermischt
vgs: Zweifel an der Unabhängigkeit der Monetative sind nicht berechtigter als Zweifel an der Unabhängigkeit von Exekutive und Judikative.

ABS: Die genannten Nachteile könnten längerfristig zu einem insgesamt höheren Zinsniveau führen, …
vgs: Das ist richtig. Weniger Angebot (an Geld), mehr Nachfrage, kann zu einem erhöhten Preis (= Zins) führen.

ABS: …mit entsprechenden Konsequenzen für die Realwirtschaft.
vgs: gemeint ist Verlangsamung. Die ABS findet das doch gut: Weniger unnötige Produktion, Burnout, Umweltverschmutzung…!

ABS: Der Spielraum für die Geldpolitik der Nationalbank würde durch die [Vollgeld-Reform] eingeschränkt. Beispielsweise wäre eine aktive Wechselkurssteuerung durch den Kauf von Devisen gegen Schweizerfranken – wie dies im Moment der Fall ist – nicht ohne weiteres möglich.
vgs: Stimmt. Einige würden das aber als Vorteil sehen!
Hier geht es um das Thema Mindestkurs, von Anfang an heiss umstritten.
(Im Moment kauft die Schweiz Euros, nicht Franken. Wenn die Nachfrage nach Franken steigt, ist das in erster Linie etwas Positives. Bitte nicht sofort von Export jammern.
Wittmann: „Man muss die Kosten-Nutzen-Rechnung machen“!)

ABS: Schliesslich ist kaum vorstellbar, dass ein Staat die [Vollgeld-Reform] allein umsetzt, denn dann wären Umgehungen wahrscheinlich – zum Beispiel, indem Finanzinstitute in den Nachbarstaaten Offshore-Kredit-Mechanismen aufbauen würden.
vgs: Verstehen wir das richtig? Die ABS meint, Banken würden einen Weg finden, Geld in die Schweiz zu schmuggeln, auf Schulden im Ausland basiert? Dazu müsste dieses Ausland-Geld erstmal billiger sein als jenes via Monetative.
Es ist sehr wohl möglich, dass ein Land für sich eine Vollgeld-Reform macht.

Vollgeld heisst auf Englisch übrigens ‚Sovereign Money‘ = Geld vom Souverän. Ja, es stimmt, die Banken würden einen gewissen Kontrollverlust erleiden. Auch ‚gute‘ Banken wie die ABS. Verteidigt hier die ABS das Geldschöpfungs-Privileg der Banken, oder argumentiert sie sachlich neutral im Sinne des Volkes?

ABS: Bei der „angepassten“ [Vollgeld-Reform], bei der die Monetative auch den Geschäftsbanken direkte Kredite zur Verfügung stellen könnte, würde sich im Vergleich zum heutigen System nur wenig ändern.
vgs: Das ist richtig. Schwierig. Wie lässt man sich nicht erpressen?

ABS: Die Banken würden aus Gründen der Gewinnmaximierung weiterhin versuchen, mit minimalem Einsatz eigener Mittel zu wachsen. Die Monetative käme somit ebenfalls in den Lobby-Einfluss der Geschäftsbanken und könnte nicht unabhängiger, als es die Zentralbanken (ZB) heute schon tun, über die Kreditvergabe entscheiden.
vgs: Zweifel an der Unabhängigkeit der Monetative sind nicht berechtigter als Zweifel an der Unabhängigkeit von Exekutive und Judikative.
Kann denn die ZB heute über Kreditvergabe entscheiden? (Bei Leitzinsen knapp über 0%?!)

(8-ung, nicht missverstehen: die ABS spricht von „Kreditvergabe“ als Synonym für „Geldschöpfung“.
Nach einer Vollgeld-Reform wären Geldschöpfung und Kreditvergabe getrennt. Das ist der Sinn der Sache.
Leider legt die ABS mit ihrer Argumentation hier den Grundstein für den Irrtum, dem auch der Bundesrat erlag!)

Aus dem FAZIT der ABS: [Die Nachteile überwiegen.]
[Durch die Vollgeld-Reform würden] die Kernprobleme im Finanzsektor nicht gelöst, insbesondere das gewinnmaximierende Verhalten der Banken, welches zur Volatilität und Krisenanfälligkeit der Finanzmärkte beiträgt.
vgs: Die Vollgeld-Reform ist ein Schritt in die richtige Richtung, kein Allheilmittel. Man muss für die Dinge kämpfen, die sich auch durchsetzen lassen.

ABS: …anstatt den dringend notwendigen öko-sozialen Kurswechsel zu begünstigen.
vgs: Das ist auch nötig, und es sei hier lobend erwähnt, dass die ABS einiges dafür tut.
Dennoch: 1.) Eins nach dem Anderen, und 2.) Die Vollgeld-Reform tut sehr wohl etwas Gutes für die Umwelt! Das Geldsystem befände sich weniger im Wachstums-Wahn, wo die Sucht nach mehr und mehr Produktion (ZUVIELisation!) den Umweltschutz immer und immer wieder übertrumpft. Siehe auch Positive Money’s Stellungnahme zur Umwelt (Englisch).

* Nach ihrem Fazit geht die ABS nochmal auf Derivate ein, sowie auf andere Lösungsansätze „im Rahmen der vorhandenen Regulierungs-mechanismen“. Es sollen nur noch Derivate (komplexe Finanzprodukte) erlaubt sein, „die aus volkswirtschaftlicher Sicht wünschbar sind und die Stabilität des Finanzsektors nicht beeinträchtigen.“
vgs: Erstens weiss man das erst im Nachhinein. (Nur ein Bsp.: Dirk Müller zum Hochfrequenzhandel.) Zweitens ist die Vollgeld-Reform keine Regulierung in dem Sinne, sondern eine ganz neue Basis für das Geldsystem!

Fazit vollgeldspiegel: Beim Statement der ABS (wie bei der ganzen Eurokurs-Debatte, und den sogenannten Freihandelsabkommen) schwingt mit, dass wir uns irgendwie fürchten müssen, von der Welt überrollt zu werden. Die Angst (begründet oder nicht) kann zur self-fulfilling prophecy werden: eine Vorhersage, die sich allein schon deshalb erfüllt, weil man sie ständig wiederholt. Klar muss man nicht unüberlegt in eine Vollgeld-Reform stürzen, darum rechnen intelligente Menschen auch seit Jahren drumrum, weswegen die ABS auch zumindest eine Zeit lang Vollgeld-enthusiastisch war (was in der aktuellen Stellungnahme übrigens mit keinem Wort transparent gemacht wurde!)

Es war einmal ein Bankgeheimnis – nun ist’s vorbei. Gut so! Aber vergessen wir nicht, was uns dabei half, es so lange zu verteidigen: wir waren visionär, und wir hatten Rückgrat!

Wie die ABS richtig feststellt ist a) die Umwelt ein Problem, und b) die Schweiz international verknüpft. So lange wir ein Geldsystem haben, das auf Schulden basiert, und so lange wir hier die besseren Lobbyisten, und die besseren Seilschaften mit Militärmächten haben – so lange werden die Schulden bei den Schwächeren landen. Wie ein MoMo-Vertreter im Eco sagte: Uns geht’s noch gut – anderswo ist dieses System Lebensgefährlich.

Ob wir uns damit schädigen, oder ob wir dadurch mit gutem Beispiel vorangehen, und über Jahrhunderte hinweg glückliche, SOLVENTERE! Inder auf’s Jungfraujoch holen…es ist nie nix gewiss. Probieren geht über Studieren. (Aber studiert ist genug, siehe oben!)

Letztes Update 11.12.’13 10:10

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